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Autor:  Hynky [ Sa 19. Nov 2016, 23:32 ]
Blog Thema:  Gelenkwellenschlutz am Passat

Sören hat sich angemeldet - sein Passat 3BG (1.8T mit 5-Gang-Tiptronic) will neben typischen Servicearbeiten eine neue Gelenkwellenmanschette nebst neuem Gelenk. Vor einigen Wochen fiel dieses durch Knackgeräusche beim Einschlagen auf, eine Sichtkontrolle vor kurzem ergab: fetter Riss in der Manschette. Somit erschien er vergangenes Wochenende, als Handlanger kam auch der Wutz vorbei - der eigentlich auch gleich einen Ölwechsel machen wollte.
Passat.jpg

Nach Sichtung der vorhandenen Teile gingen wir frisch ans Werk. Mit viel "Umpf!" und Gewalt (weitere Auführungen hierzu im 1. Akt unten) lösten wir die Zentralschraube, Rad locker, hoch die Kiste. Was folgte, war ein Drama in 3 Akten...
1. Akt - Screw Wars
Nachdem nun schon die Zentralschraube sich vehement gegen Öffnungsversuche wehrte und nur vom Schlagschrauber marke GeWalt - äääh DeWalt besiegt werden konnte, rief auch die berühmt - berüchtigte "böse Schraube" im Radlagergehäuse oben zur Rebellion auf. Erfahrungen an meinem D2 waren ganz andere - auf beiden Seiten war diese Schraube recht leicht zu öffnen und entfernen gewesen.
Wir verwendeten literweise Schock-Rostlöser und hieben mit dem Schlosserhammer auf die Mutter - die Schraube bewegte sich keinen gottverdammten Millimeter. Der Rostlöser schwemmte braune Brühe ohne Ende aus dem Arbeitsfeld heraus. Wir begaben uns ins Arsenal und bewaffneten uns neu.
2. Akt - Das Schrauperium schlägt zurück
Heißluftpistole und Lötbrenner - wir versuchen das Radlagergehäuse zu erwärmen. Dieses lachte sich über den "Foen" tot, die Flamme erwies sich als unpraktikabel weil zu grob - Gefahr der Beschädigung der oberen Querlenker! Weitere Schläge auf die böse Schraube halfen nicht. Kein bißchen. ÜBERHAUPT NICHT. Der herausstehende Gewindeteil begann sich zu verformen und bildete ein "S".
3. Akt - Die Rückkehr der Schraubritter
Eine neue Idee manifestierte sich: Bohrhammer. Meine Schlagbohrmaschine kann auch ohne Drehen klopfen. Doch zunächst mussten wir die Schraube optimieren - so krumm, wie wir sie geklopft hatten, ging die sicher nicht mehr durch das Gehäuse. Zeit für Heimwerkers Goldstück Nr. 1: die Säbelsäge.
R01.jpg

Wir sägten den überstehenden Teil ab und waren nun bereit: Mit einem 6er - Steinbohrer bestückt legten wir los. Nach ca. 10 Minuten ziemlich permanenten Malträtierens mit Bohrhammer und Rostlöser gab es einen Ruck - und die Schraube ließ sich austreiben. Die Erkenntnis also: Dauerhafte Vibrationen und Schläge rütteln die Schraube los. Erste Panikattacken der Sorte "Ogott wir werden den Bock nicht mehr fahrbereit bekommen!" verflogen wieder, die Motivation kehrte zurück. Aber: erstmal Mittagessen.

Man sieht es der Schraube und auch den Bolzen der Querlenker an: das ist alles im Verlauf der letzten 15 Jahre böse zusammengeranzt.
R02.jpg
R04.jpg

Meine Gedanken bezüglich der anderen Seite - zumeist zerfetzt es die Manschetten ja beide innerhalb kurzer Zeit hintereinander - zerstreute Sören mit einem herzhaften "Nee keine Angst, da hab ich vor 2 Wochen geschaut, alles bestens!". Hierzu kommen wir noch einmal später...

Nachdem wir das Federbein weggeschwenkt haben, bekamen wir auch das Gelenk aus dem Radlagergehäuse heraus. Zur Demontage verwendetn wir die schon bei B4 und D2 erfolgreich verwendete Abdrückmethode mittels alter Schraube - was auch hier gelang. Nachdem ich am D2 das neue Gelenk im eingebauten zustand der Antreibswelle recht problemlos auftreiben konnte, war diese Vorgehensweise unsere erste Wahl. Doch o weh: das Passatimperium wehrte sich standhaft. Um Gefahr für das getriebeseitige Gelenk auszuschließen, schraubten wir die Antriebswelle lieber ab.

Im Schraubstock dann das Grande Intermezzo: neue Manschette montieren, neues Gelenk auftreiben - gedankt sei Wutz für den beherzten Schlag - das Ganze mit ganz viel Gelenkwellenschlutz:
- an Schraubstock
- an der Manchette
- an Sörens Händen
- an meinen Händen
- am Hammer
- auf der Werkbank
- am Schraubendreher
- am Lichtschalter *nerv*
R06.jpg

Der Einbau gestaltete sich dann geschmeidig. Sören entfernte noch ein wenig Rost mit IXO und Sanitär-Bürsten für Kupferrohre, während ich nasewitzig einfach mal auf beiden Seiten die Querlenker-Gelenke und auch die Spurstangenköpfe auf Spiel prüfte. Spiel gab es nicht. aber... WAS MUSS ICH DA SEHEN?

"Sören?"
-- "Ja?"
"Du, ich seh hier was..."
-- "Was denn?"
"An der Antriebswelle."
--"Ja?"
"...die Manschette..."
Sörens Blick verriet Panik: "WAS?"
"...ein Riss... so groß wie der andere..."
--"NEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIN!"

Als wir mit der Montage fertig waren, war es bereits früher Abend, niemand hatte Lust auf noch weitere Servicearbeiten. Wir vertagten das Instandsetzen der linken Seite auf das kommende Wochenende - Sören musste ja erst noch einmal Teile bestellen. Auch Wutz musste unverrichteter Dinge von dannen ziehen.

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