Kürzlich fraget ein Bekannter, der wie ich im Funkamateur-Verein ist, ob ich mit ihm ein wenig an seinem Audi basteln wolle. Klar! Zunächst klärte er mich auf, dass es nicht um seinen C5 ginge - den hatte er nämlich nicht mehr. Die Kiste war ihm, obwohl immer in Familienbesitz, scheckheft- und auch sonst gepflegt, regelrecht unterm Hintern weggerostet. Jenseits der 300 Tkm häufte sich auch noch der Reparaturbedarf, also gab er ihn schweren Herzens weg. Der folgende BMW 520i (E60) erwies sich nach kurzer Zeit als unwürdig (Qualität! Motorcharakteristik!), also musste wieder ein Audi ins Haus. Es wurde ein rollender Computer: A6 4G Avant 3.0TDI (der Kleine, 150kW) quattro, mit DSG, EZ 2013.
Die Aufgabe: es soll ein Bedienteil, ein Verstärker und ein Kabelbaum für Sondersignalanlagen verbaut werden. - Für Bedenkenträger: Das Ganze hat einen seriösen Hintergrund.
Sören (das ist der mit dem Passat 3BG) hatte ebenfalls Lust auf dieses Abenteuer - also rein in die Garage und los ging die wilde Reise!
Erster Schritt: Fahrzeug "einschlafen" lassen. D.h.: Mindestens 5 Minuten alle TĂĽren und Heckklappe offen stehen lassen und ZĂĽndung aus. Erst danach darf die Batterie abgeklemmt werden. Danach wurde es ernst: Wir mussten alles ausbauen, wo wir dran mussten. Kofferraummulde, Seitenverkleidung von hinten bis nach vorne, hierzu wiederum Sitz und RĂĽckbank, bis hin zur Mittelkonsole.
In der Kofferraummulde befindet sich die Batterie, auĂźerdem ist hier Funktechnik installiert.
In das Fach rechts soll der Sondersignalverstärker hinein.
Mithilfe der Audi-Werkstatt-Anleitung arbeiteten wir uns durch die einzelnen Schritte. Beifahrersitz raus, Seitenverkleidung hinten ab, Sitzbank und RĂĽckenlehne raus.
Der spezielle Kabelbaum war vorhanden, er stammte aus einem älteren 5er-BMW. Wir verlegten ihn im Fußraum unten rechts parallel zum dort vorhandenen Original-Kabelbaum. Sören erwies sich als Schaltschrank-Bau-Spezi: der Verbrauch an Kabelbindern war exorbitant.
Auf echte Probleme stießen wir nicht, einige Schritte allerdings waren etwas zeitaufwendiger als vorgesehen - wir waren an manchen Stellen einfach zu vorsichtig. Den Einsatz des Aschers mussten wir "mit Werkstattmitteln anpassen" - hier war ein Eingriff mit Bohrmaschine und Stichsäge erforderlich, um Platz für Verkabelung zu schaffen.
Nach über 11 Stunden - da war auch eine gute 3/4-Stunde Essenspause dabei - konnten wir die Arbeit erfolgreich beenden, ohne bleibende Schäden.
Das abschlieĂźende Auslesen der Fehlerspeicher blieb erfreulicherweise ohne Befund.
Was uns auffiel:
* In dieser Fahrzeuggeneration ist im Innenraum weniger verschraubt und mehr gesteckt - klar, das erhöht die Effizienz bei der Montage. Im Servicefall ist daher an vielen Stellen beherztes Zerren und Reißen angesagt.
* dieser silberne Rahmen der Mittelkonsole ist aus einfach wirkendem Hartplastik und bildet einen auffälligen Kontrast zum edel wirkenden Klavierlack.
* die Verrastung der Sitzbank ist mit Verlaub gesagt: billiger Mist. Sogar der Reparaturleitfaden spricht von "leichte Verformungen des Karosserieblechs sind zulässig." Das verbaute Plastikelement ist definitiv kein Audi-Standard. Da wirken die beiden Schrauben der B4-Rückbank wie edle deutsche Ingenieurskunst.
* "Christian, mach mal die Zündung an." - ??? Ääääh... ??? - Das Prozedere mit Keyless-Go ist für nicht Eingewiesene nicht selbst herleitbar.
* Dieser 3.0 TDI klingt ganz angenehm und mĂĽffelt gar greuslich.
* Das Fahrzeug hat ACC. Im Falle jedweden Schadens am vorderen Stoßfänger - bspw. Aufsetzen, Parkrempler oder auch einfach Demontage etc. - ist eine Justierung der Sensoren im Wert von 400-600 Euro erforderlich. Na Danke.
* Hoch lebe Tante Elsa. Die Audi-Reparaturanleitung ist höchst wertvoll und unerlässlich.