September 2019.
Ich hatte ein bisschen Urlaub. Alles Mögliche gemacht. Den A8 kaum gefahren, war ja schönes Wetter und B4-Fahren macht Freude. Dann erster Arbeitstag, früher Morgen, kräftiger Regen - naja, die Natur braucht's ja. Ich schunkel im A8 gemütlich über die Bundesstraße, die Wischer schieben den Monsun beiseite. Und dann: Irgendwann nicht mehr, die Wischer bleiben mittendrin einfach stehen. SAKRA! Ich fahre mehr blind als sehend ins Büro und freue mich auf die Diagnose.
Wieder zuhause: Motor surrt noch, Wischer machen nix. Nach Abnehmen der Abdeckung bekomme ich Sicht auf das Malheur, das Gestänge hat sich zerlegt.
Da hat das Gelenk wohl Feuchtigkeit gezogen, ist korrodiert und letzlich fiel der Hut ab. Zusammenklöppeln ließ sich das nicht mehr, also flugs Informationen eingeholt. Der freie Handel gibt nichts her, für Feld-Wald-Wiesen-Fahrzeuge gibt es massenweise preiswerten Ersatz (im Bereich 50-80 Euro), für das irre Konstrukt im D2 Facelift gibt's nix. Auch der Gebrauchtmarkt ist mager, wenn etwas angeboten wird dann ist es die VFL-Version, der fehlt aber dieser kleine Zusatzarm auf der Fahrerseite - der ja laut Audi-Ingenieuren ein viel besseres Wischerlebnis bieten soll. Oder so.
Nebel umwabern meine Sinne, ich blinzle verwirrt, als das Dunkel der ewigen Wucheritis sich legt. 350 Euro. DREI-HUNDERT-FUCKING-FÜNFZIG Euro. Das ruft Audi-Tradition auf, wohlgemerkt nur für das Gestänge ohne den Motor. Schrauberkollege Alex, desillusionierter Urquattrofahrer, kommentiert dies mit lapidarer Mitleidlosigkeit: "Wenigstens bekommst Du eines! Also jammer net!" - Nenene, da muss eine handwerkliche Lösung her. In den Tiefen des Netzes finde ich Anleitungen von findigen Bullischraubern und ich mache mich ans Teilebeschaffen.
Ein Stück Gewindestange, ein Kugelgelenk, eine Mutter, etwas Schweißarbeiten. Damit entsteht eine Reparatur des Gestänges. Im Folgenden ein Ablauf meiner Vorgehensweise:
Für den Ausbau sollte man unbedingt den Gaslift der Motorhaube abnehmen. der ist beim Hebeln und Wuchten im Weg. Zum Abnehmen der Wischer unbedingt einen Abzieher verwenden, sonst riskiert man mögicherweise die Zapfen.
1. Abbau des Hebels, der das am Motor befestigte Flacheisen mit dem Gestänge verbindet. Man nehme Maß, an welcher Stelle das Zentrum des Gelenks sitzt, an der selben Stelle muss das Zentrum des neuen Gelenks ja auch hin.
2. Absägen des flachen Teils mit dem schadhaften Gelenkdeckel.
3. Einsetzen der Teile und Verschweißen. Als Maß dient das abgenommene Maß des Originalgelenks. Das Graue ist Säuregrundierung. Mein Dank geht an Alex. Das Funktionsprinzip gleicht nun dem einer Spurstange. Man bedenke, beim maßhaltigen Eindrehen den Gelenkkopf in etwa Mitte seiner Gewindehülse zu schrauben, dann hat man in beide Richtungen bequem Korrekturspiel.
4. Ausbohren des Gelenks aus dem Flacheisen und Aufbohren auf das zur Gewindestange des Gelenkkopfs passende Maß. Nun kann montiert werden. In das Gelenk kam eine Ladung Langzeitfett. An die Mutter mit Verrippung habe ich zusätzlich etwas Schraubensicherung gegeben.
5. Wiedereinbau. Zunächst ohne Wischer, anschließen und 2x laufen lassen. So ist sichergestelt, dass der Motor am Endanschlag ist.
Mein ursprünglicher Plan, den Gelenkkopf von oben zu montieren, ging nicht auf, zuwenig Platz: der leicht schräg laufende Arm blieb am Motor hängen und hob ihn etwas an. Also musste der Kopf nach unten. Im Wasserkasten ist ausreichend Platz, lediglich so ein kleiner geriffelter Montagebolzen musste weichen, der wird eh nicht genutzt. Die Montage der Wischer ist höhere Kunst, das Ausrichten Fummelarbeit. Ich musste die Wischer so 4-5x abnehmen und aufsetzen. Übrigens sollen auf der Scheibe Nullstellungsmarker angebracht sein, so sagt es der Reparaturleitfaden. Bei einer Audischeibe mag dies zutreffen, nicht aber bei einer Carglass-Scheibe...
Wunderbare Reparatur, sehr zu empfehlen. Über das A8-Freunde-Forum bin ich dann noch zu fairem Kurs an ein gebrauchtes Wischergestänge gekommen. Ob es ein Omen ist, dass es aus einem Fahrzeug stammt, welches einst einem gewissen "Pizzapelle" gehörte?