Liebe Leute,
ich habe keinen B3 mehr. Einen B5 habe ich auch nicht mehr, obwohl ich das eigentlich schade finde. Ich hatte da ja einen an der Angel, aber die nötige Unfallreparatur wäre zeit- und geldaufwändig geworden. Nun hat der B5 einen neuen glücklichen Besitzer und wird morgen abgeholt.
Das aber hinterließ ein Vakuum, das es zu füllen galt.
Einerseits war ich vom B3 begeistert; das erste Auto in meiner Audi-Karriere, das sich von A bis Z selbst beschrauben ließ, immer ansprang und seine paar Altersgebrechen in bezahlbaren Dosierungen beheben ließ. Eigentlich hatte er nur zwei Nachteile: das fehlende ABS war für ein Auto, das sich das Jahr mit einem Cabrio teilt, schon doof. Und die Karosserie hatte unter den schwindenden Parktalenten der Vorbesitzer und vielen Jahren im Freien schon erkennbar gelitten.
Was wäre also ein Kompromiss zwischen dem gutmütigen B3 mit Kassenausstattung und dem gut ausgestatteten, aber humpelnden B5 mit Achsschaden?
Der Digifant.
Der Digifant ist ein später B4, der seinen Namen von der gleichnamigen Motorsteuerung erhielt. Ein ABK, hui, 115 PS! Gefühlt gibt es ja genau zwei Sorten B4. Das Serienmodell, 90 PS, mechanische Spiegel, Kirchturmuhr, Kurbelfenster und -Achtung, aufpreispflichtig!- Fußmatten. Der hat wenig runter. Oder den Fünfzylinder. Leder, Zusatzinstrumente, Spoiler. 350.000 runter, acht Vorbesitzer, davon sechs Führerscheinneulinge. Bekommt bestimmt noch mal TÜV, hatte nur keine Zeit, gegen Höchstgebot...
Der Digifant aber will auch hier die Mitte sein. Als später 93er, Modell 94, hat er Fensterheber, elektrisches Schiebedach, ABS und sogar zwei Airbags. Eine Anhängerkupplung für meinen Motorradtrailer. Und ein Cassettenradio beta war auch noch drin. Gepaart mit C-Boxen (Hand hoch, wer die noch kennt!). Darin zwei Cassetten...
Okay, rufe also Teddybär eins-vier oder die volkstümliche Hitparade -letztere sogar in Chromdioxyd (na, immer noch die Hand oben? Dann bist Du ein alter Sack!)
Wie geil ist das denn?
Das Beste aber ist, neben besagtem ABK-Motor, die Laufleistung. 79.000 hat der Digifant gelaufen, und er hat sich das Serviceheft dabei reichlich vollstempeln lassen. Zum Abschluss gab es vor zwei Jahren noch einen neuen Zahnriemen (bei 60.000 km) und vor einem Jahr eine Überholung der Einspritzanlage, neues Zündgeschirr, Thermostat und andere Kleinigkeiten für 600 Euro.
Dank eines neuen Mangold-Kats hat er Euro 2.
Der Dachimmel sieht aus wie neu...bei einem B4! Ansonsten sehen Autos nach fünf Jahren so aus wie der Digifant nach 26. Eine winzige Roststelle am rechten Kotflügel im Schmutzfängerbereich und eine noch kleinere an der Karosseriespitze neben dem Kofferraum macht der Lacker für den schmalen Taler weg. Schließlich kann er dabei Johnny Hill hören; Anspieltipp "Kann Liebe alles verzeihen?"
Das alles aus zweiter Hand und, damit ich nicht mit dem angemeldeten Auto durch die Gegend fahre, vom Vorbesitzer aus 270 km Entfernung vor die Tür gestellt.
Und nun ganz klein der Preis dafür:
1000 Euro.