Moinsen!
Jan867 hat geschrieben:...
aber da du beim 5 zylinderpro Umdrehung nur 2,5 zündungen hast, muss in der Zeit dazwischen das Schwunggrad durch gespeicherte Energie überbrücken... wenn man das jetzt leichter macht, bleibt zwar der maximale peak fast gleich aber dein durchschnittswert sinkt....
könnt ihr das für mich etwas näher erläutern? Max. Peak? Abhängigkeit zu welchem Durchschnittswert?
Gut, ich will's mal versuchen. Ist nicht so ganz einfach zu erklären. An 'ner Tafel mit Zeichnungen ginge es besser.
O.k., also man stelle sich mal vereinfacht einen Motor mit einem Zylinder und Schwungmasse bei konstanter Drehzahl vor.
Im Arbeitstakt (Expansionstakt) drückt der Verbrennungsdruck auf den Kolben und beschleunigt Kolben und Pleuel nach unten und somit auch die Schwungscheibe auf eine höhere Geschwindigkeit. In den anderen drei Takten (Ausstoßen, Ansaugen, Verdichten) baut die Schwungscheibe wiederum Geschwindigkeit ab.
Vereinfacht man diese Betrachtung soweit, dass man jeweils von konstanten Kräften während der Expansion (Energieaufnahme der Schwungscheibe) und danach in den anderen drei Takten (Energieabgabe der Schwungscheibe) ausgeht, und vernachlässigt man außerdem die oszillierenden Massen, so erhält man in Näherung eine über die Zeit dreiecksförmige periodische Geschwindigkeit der Schwungscheibe. Dabei ist der minimale Geschwindigkeitspeak zum Zeitpunkt des OT (bei Zündung) erreicht, der maximale Peak im unteren Totpunkt danach. Der Durchschnittswert liegt bei dieser vereinfachten Betrachtung in der Mitte zwischen minimalem und maximalem Peak.
Verringert man nun die Schwungmasse auf die Hälfte, so werden sich Geschwindigkeitszunahme und -Abnahme der Schwungscheibe ("delta Omega nach delta t") verdoppeln, ebenso wie der Abstand zwischem minimalem und maximalem Peak.
Dabei bleibt der Mittelwert der gleiche.
ABER: Diese Annahme geht davon aus, dass bei sich immer weiter verringernder Schwungmasse (Grenzwertbetrachtung: Rotierende Masse = 0) die Geschwindigkeit des Kolbens bzw. die Geschwindigkeitszunahme der Schwungscheibe bis ins Unendliche steigen kann - tut sie aber nicht.
Je größer die Kolbengeschwindigkeit wird, desto mehr fallen die Masse von Kolben und Pleuel in's Gewicht. Denn im Gegensatz zu den rotierenden Massen kann die in OSZILLIERENDE Massen eingebrachte kinetische Energie NICHT wieder rückgewonnen werden, sondern wird mit dem Abbremsen in Richtung der beiden Totpunkte jedesmal "verbrannt". Außerdem kommt hinzu, dass der Motor sich aufgrund der nicht unendlich schnell möglichen Ladungswechsel bei hohen Drehzahlen selbst "abschnürt".
Diese Effekte führen dazu, dass es tatsächlich eine gewisse maximale Kolbengeschwindigkeit gibt und infolgedessen der von matze genannte maximale Peak nicht unendlich steigen kann. Die Kolbengeschwindigkeit hat also quasi eine Art Sättigungswert.
Für Elektrotechniker: Man stelle sich die Ladekurve eines Kondensators kurz vor Erreichen der Quellspannung (also am oberen Ende der E-Funktion nach 2..4 Tau) vor.
Oder: Verringere ich in einem ungeregelten Netzteil den Glättungskondensator (welcher z.B. für einen Spannungsripple von 10% dimensioniert ist) auf den halben Wert, so verdoppelt sich der Ripple näherungsweise, aber der Maximalwert liegt kaum höher als zuvor => der Mittelwert sinkt.
Wie schon gesagt: Dieser Effekt tritt beim Verbrennungsmotor üblicherweise erst bei sehr hohen Drehzahlen, in der Regel deutlich jenseits der Nennleistung/Nenndrehzahl auf.
Elektrotechnisch betrachtet bewegen wir unsere Motoren quasi im Bereich von 40..60% einer Kondensator-Ladespannungskurve...
Ich hoffe, das ist zumindest halbwegs verständlich 'rüber gekommen. Ich bin leider kein Lehrer oder Dozent.
Gruß
Christian