audiavus hat geschrieben:Kannst du das selbst einstellen mit "Hausmiteln" mal näher erläutern? Würde mich brennend interessieren. Irgendwie hab ich immer das Gefühl, das die Herren Fachleute das nicht so richtig ernst nehmen. Sprich so richtig überzeugt war ich von deren Arbeit noch nie
Tja die Frage ging ja an mich - und hat mich ans Grübeln gebracht! Einfach war das Ganze nicht, und es liegt knapp 10 Jahre zurück. Vor allem aber waren es keine "Hausmittel"... ich baue mir ja immer, was ich brauche. Basis ist eine "überbreite Bügelmeßschraube" mit einer Meßuhr, die Spannweite muß quer über die Felgen einer Achse gehen. Am einen Ende ist eine Meßuhr angebracht, hier eine Mitutoyo mit 25 mm Hub. Da wirds schon in manchen Haushalten eng...
Also ich fang mal anders an. Wenn ein neuer Oldtimer auf meinen Hof rollt und fahrwerksmäßig nicht wirklich perfekt läuft, dann gibts erstmal Luftdruck- und Profilcheck. Danach auf die AB, wobei es um ein absolut gerades Straßenstück geht. So ab 100 km/h kann man genau feststellen, wie die Lenkradstellung ist, wenn das Auto - ohne Seitenwind - richtig gerade fährt. Diese Stellung ist wichtig.
Danach wird im Stand von Anschlag zu Anschlag gelenkt - der mögliche Einschlag rechts/links muß mittig zur oben gemerkten Einstellung liegen. Ist das nicht der Fall, wurde irgendwann gepfuscht, dann wurde nur
eine Spurstange eingestellt und der Rest durch Umsetzen des Lenkrads "korrigiert".
Hier sollte dann das Lenkrad so versetzt werden, daß es von Null nach li/re gleich weit einschlagbar ist. Anschließend müssen
beide Spurstangen verstellt werden: jeweils um die gleiche Umdrehungszahl beide nach nach links oder nach rechts, bis bei Geradeausfahrt das Lenkrad schön gerade steht. Damit hat man erstmal die Lenkung mittig justiert.
Dann gehts an die Prüfung des Radsturzes! Solange der Sturz re/li nicht gleich ist, stochert man im Nebel.
Dazu braucht man eine relativ kurze, aber präzise Wasserwaage, sowie gerades Flacheisen oder Vierkantrohr um 400 + X mm Länge, je nach Felgendurchmesser. Ich verwende eine Stabila 80 E von 300 mm Länge und der Genauigkeit 0,5 mm/m. Die ist nicht unbedingt "besser" als andere - nur, schon bei kleinster Abweichung reagiert die Libelle stark.
Zur Sturzmessung braucht man eine ebene Fläche, besser vorher mit der Wasserwaage ausmessen (eine Alu-Richtlatte zwischen den Reifenaufstandsflächen hilft). Als Bezug dient natürlich die Felge, dazu ein Flacheisen oder Vkt-Rohr derjenigen Länge, die genau auf die Felgenhörner paßt, ohne daß die Reifen stören. Neumodische Felgen stehen im Nabenbereich leider nach außen vorher, hier helfen Distanzstücke wie etwa Schraubenmuttern, die mit Tesa ans Flach/Vkt angeklebt werden.
Entscheidend ist erstmal, daß der Sturz auf beiden Seiten gleich ist. Wenn es nennenswerte Abweichungen gibt... dann ist Arbeit angesagt. Dazu später mehr (falls gewünscht).
Andreas
P.S. noch was WICHTIGES: die oben genannten Arbeiten lohnen sich dann, wenn man das Fahrwerk
einstellen will. Um den IST-Zustand zu ermitteln, sollte man erstmal einen altmodischen Prüfstand besuchen, der Werte statt Farben ausdruckt! Die Mittelstellung der Lenkung sollte dabei mit erfaßt werden, wenn nicht, muß man das wie oben beschrieben eben selbst machen.